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MiMaMo 34: Der Tote Winkel in der Verkehrsgeografie
Hier gibt es die Informationen zur Idee "MiMaMo 34: Der Tote Winkel in der Verkehrsgeografie" in der Börse lenosu aus dem SAI-Lab.
Das SAI-Lab stellt vor ...
Der offene Beitrag vom SAI-Lab stammt aus dem Rahmenprojekt "Mikro-Marko-Diversität in der Mobilität (MiMaMo)".
Unter dem Titel "Der Tote Winkel in der Verkehrsgeografie" stellen wir hier die Projektidee von Michael Hüllenkrämer vor ...
Vermeidende Maßnahmen sind wichtiger als Minderungmaßnahmen
Aufgrund der Hervorhebung von Aktionen rund um die unterstützende Technik von "Abbiegeassistenten", richten wird hier den Blick auf die Gestalt der gebauten Straße und deren Sichtbeziehungen.
Hilfe fürs Abbiegen - Sichtbarkeit für Alle
Weg mit dem toten Winkel
„straßenbau-architektonisch“ ist besser als „fahrzeugsensor-technisch“
Eine übliche, regelmäßige, normale Situation im Verkehr bedarf für die Straßen, jeden Weg und alle räumliche Beziehungen, denen das Risiko von Beinaheunfällen und Unfällen inne wohnt, eine Lösung nach dem obersten baulichen Prinzip: Der „Vermeidung“. Für die Errichtung und den Betrieb von Verkehrsanlagen, gilt : Gefahren vermeiden. Bei erhöhter Gefahr sind vor allem bauliche Lösungen zur Vermeidung und Minderung von Gefährdungen gefordert. Der „Tote Winkel“ ist ein solches Element im Verkehr. Der Tote Winkel kann konsequent durch straßenbauliche, kreuzungs-gestalterische und die architektonischen Lösungen von Einmündung oder Ausfahrten - ganz formal - vermieden werden.
Eine neue Definition und ein neues Grundverständnis
Doch stimmt diese Aussage wirklich? Ist der Tote Winkel ein Phänomen das primär durch Fahrzeuge entsteht? Ist das Fahrzeug die Ursache des Toten Winkels? Geht der "Winkel" immer direkt und unmittelbar von einem bewegten Objekt im Verkehrsraum aus?
Ist es nicht richtiger von Bedingungen im Raum zu sprechen, in denen leider, bei schlechter Verkehrsplanung und gefährlichen Straßenbau, der Tote Winkel „baulich“ (vorbereitet wird und) ensteht? Unter Hinzunahme von Informationen aus anderen Ländern, hier allen voran mit dem Video „Kreuzungsdesign in den Niederlanden“ (Mark Wagenbuur von BicylceDutch , Bas Bergervoet von @SchwaBicyclist (08.02.2016): Kreuzungsdesign in den Niederlanden: Radfahrer inbegriffen. URL: http://www.radfahrerzone.de/2016/02/08/kreuzungsdesign-in-den-niederlanden-radfahrer-inbegriffen/) liegt die Lösung auf der Straße: In der Gestaltung der Straße in Kreuzungen. LKW- und Fahrradfreundlich zugleich.
Kreuzungsdesign für das Überleben: Baulich getrennt, versetzt, kurvig und sichtbar
Auch der Klassiker, hier in Deutscher, ist immer wieder sehenswert (http://www.radfahrerzone.de/2016/02/08/kreuzungsdesign-in-den-niederlanden-radfahrer-inbegriffen/)
Vermeidung ist besser als „Meidung“
Der „Tote Winkel“ wird nicht abgeschafft indem ausgewählte Fahrzeuge mit einem Abbiegeassistenten nachgerüstet werden. Dann sind vielleicht diese nachgerüsteten Fahrzeuge tatsächlich technisch sicherer. Und die verleidenden Fahrzeuge? Und immer sind es Menschen die diese Fahrzeuge durch die Straßen und als Teil des Verkehrs führen. Daher ist es Verkehrspolitisch und erst recht planerisch zweckmäßig am Köper der Straße anzusetzen und die Fahrbahnen und Kreuzungen menschenfreundlich und fehlertolerant zu gestalten. Denn es gibt auch noch andere Menschen, die ein Fahrzeuge führen und damit rechts abbiegen - oder sich einfach nur „mit berechtigter Vorfahrt“ gerade fortbewegen. Können wirklich bestimmte Fahrzeuge danach unterschieden werden, ob sie einen Abbiegeassistenten haben oder bekommen sollen?
Brauchen nicht umgekehrt geradeaus gehende Fußgänger und ebenso geradeaus fahrende Fahrradfahrende einen „Vorfahrt-Assistenten“?
Welche zusätzliche Technik müssen Menschen besitzen und erlernen, damit Fortbewegung auf der Straße sicherer wird? Wenn bauliche Defizite an Kreuzungen besehen,
- benachbart-parallele Verkehrsführung für Manöver des Abbiegens vorliegen,
- Mängel in der Phasensteuerung von Ampelschaltungen bestehen,
- unterschiedlichste Verkehrsteilnehmer mit ganz unterschiedlichen Fahrzeugen auf dichtestem Raum zusammengeführt werden,
- wenn Straßenverkehrsraum dominant "Rollraum" für motorisierte Fahrzeuge ist, ohne in der Geschwindigkeit aufeinander abgestimmt zu sein, und
- so lange Verkehrsbauten, Signalanlagen und Markierungen ein vorausschauendes Fahren mit verfügbaren Pufferzonen für kommunikative Interaktion vermissen lassen,
dann dürfen sensor-technische Erweiterung nur eine Übergangslösung sein. Denn Technik beim Abbiegen (Blinker, Handzeichen, "Sichtkontakt") wird nicht besser und sicherer, wenn der Tote Winkel dann - praktisch - immer noch weiter besteht.
Abbiegeassistenten können den Toten Winkel nur sichtbar machen - aber nicht „wegzaubern“
Kurvenassistenten, Steigungs-Support-Systeme und Kreuzungsdetekoren
- Wenn eine Kurve zu eng ist, soll der Radius erweitert werden.
- Wenn ein Streckenabschnitt zu steil ist, soll der Abschnitt flacher gestaltet werden
- Wenn ein Überweg fehlt, soll eine Furt (Zebrastreifen, Ampel) für Fußgänger und Radfahrer eingerichtet werden.
- Wenn ein „toter“ Winkel (kleine, sehr spitzer Winkel) besteht, soll dieser Winkel ausgedehnt und vergrößert werden.
Smarte Wege anstelle digitaler Technik
Auch in anderen Situationen bestehen „Tote Winkel“ oder äußerst schlechte Bedingungen für die Sicht auf den Verkehr. Tiefgaragen-Ausfahrt? Einfahrt zur Tankstelle? Straßenbahn auf der Überholspur?
Es ist nicht einsehbar das fehlende Sicht nur über die Schiene „Technik“ (Spiegel, Brille, Ampel) erörtert wird.
Die viel grundlegendere und dauerhafte Möglichkeit ist eine bauliche Lösung. Der Straßenbau und dessen Kreuzungsdesign verfügt über viele sichere Varianten der flächig ausgestaltete Einfahrten, Furten und Kreuzungen ohne zusätzlich Technik.
Es gilt Sicherheit durch nachhaltiges Bauen im Kreuzungsbau Vorrang zu geben. Damit kann verhindert werden teure und aufwendige Anpassung (Adaptation) betreiben zu müssen. Die technische Kompensation von Baumängeln ist wohl weder im Tief-, im Hoch- noch im Straßenbau wirtschaftlich.
Der Tote Winkel ist nicht "tod" sondern "tödlich"
Ansatz für Vermeidung: Straßen-Nutzung für Logistik gestuft nach Fahrzeugen
Wenn große Fahrzeuge ausschließlich die Güterverteilzentren außerhalb von Stadtgebieten anfahren und von dort aus gezielt kleinere Fahrzeuge den Transport fortsetzen. Gegebenenfalls mit weiter einer nochmals oder mehrfach gestuften Verteilung über jeweilige Logistik-Ketten, mit den passende Transportfahrzeugen.
Durch die Abwesenheit von "Schwerlastfahrzeugen“ können bestimmten Unfälle und Beinaheunfälle vermieden werden (siehe Institute for Road Safety Research (SWOV) (10.2012): Blind spot crashes. SWOV Fact sheet. URL: file:///C:/Users/UR3/Downloads/fs_blind_spot_crashes_archived.pdf). Dort wo der Verkehrsraum eng ist und wenig "Spielraum" zur Vermeidung von Toten Winkeln besteht, kann mit der Verkehrssteuerung über die Höhe und die Breite von Fahrzeugen vorgebeugt werden.
Forderung an die Politik, die Planung und an die Technik
Leider geht das nicht mit Fahrzeugtechnik! Das geht über bauliche Änderungen in der gesamten Fläche der Verkehrsinfrastruktur. Daher ist mehr MINT in der Verkehrsdebatte erforderlich; nicht ausschließlich in Bereichen rund um „Sensoren- und Automatisation“, sondern mehr in der Anwendung der Grundlagen aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik: Hier als eine Rückbesinnung auf einen Straßen- und Verkehrswegebau der alle Verkehrsteilnehmenden betrachtet und allgemein gültige, dauerhafte und letztlich kostengünstige Lösungen bereitstellt. „Abbiege-Assis“ durch Abbiegeassistenten zu unterstützen ist dabei nur ein Tröpfen auf die Verkehrsströme der Zukunft. Mit einer Gießkanne voll Wasser, hier in Form von großzügigen und breiten Winkeln in allen Kreuzungen, Ein- und Ausfahrten, kann das Problem mit dem Toten Winkel abgeschafft werden. Wo der Winkel nicht abgebaut werden kann, helfen oftmals einfache Spiegel, beispielsweise direkt an den Masten der Ampeln. Dann kann unter Umständen der Fahrradfahrer oder der Fußgänger durch den Spiegel in das Führerhaus des Lkw blicken und sich beide „freundlich zuwinken“ und das „auf Vorfahrt verzichten Zeichen geben“.